Einrichtungen der Deutschen Reichspost und Postämter

Da in der Heimat über die Postverhältnisse in den 1884 erworbenen Schutzgebieten große Unklarheit herrschte, kam es zu vielen Fehlleitungen von Briefen und zahlreichen Unrichtigkeiten bei der Freimachung. Das Reichspostamt sah sich daher veranlasst, die deutschen Zeitungen über die Postverkehrslage in Deutsch-Südwestafrika zu unterrichten.

Die Briefsendungen nach Angra Pequena (später Lüderitzbucht) mussten , solange eine direkte  Dampf-schiffahrtsverbindung fehlte, mit englischen Schiffen der Union Castle Line nach  Kapstadt befördert werden, von wo die Weiterbeförderung fünfmal im Jahr mittels Segelschoner nach Walfischbai stattfand. Eine Anlandung in Angra Pequena und Sandwich-Hafen fand statt, wenn Fracht für das Namaqualand vorhanden war. Von Angra Pequena wurden die Postsendungen gelegentlich zu den Missionsstationen Berseba, Bethanien, Keetmanshoop und Hoachanas befördert, während von Walfischbai aus die Postsendungen an die Missionen in Omaruru, Okombahe, Ovamboland, Otjimbingue, Otjosazu, Okahandja und Rehoboth regelmäßig nach Ankunft eines Schiffes durch Boten entsandt wurden, die von einem Händler in Walfischbai bezahlt wurden. Ein Bote erhielt für die Strecke von Walfischbay nach Otyimbingue und zurück 1 Pfund Sterling und 10 Shilling sowie die landesübliche Verpflegung.

Die Briefgebühr war so hoch, weil die Kapkolonie noch nicht dem Weltpostverein beigetreten war. Um dem Handel günstigere Postgebühren anzubieten, beantragte man den Anschluß des Schutzgebietes an den Weltpostverein. Staatssekretär von Stephan empfahl, den Beitritt Deutsch-Südwestafrikas zum Weltpost-verein auf dem üblichen diplomatischen Wege durch die Regierung der schweizerischen Eidgenossenschaft anzumelden. Als Tag des Beitritts sei der 1. Juli 1888 zweckmäßig. Gegen die Einrichtung einer Postagentur in Otyimbingue und ihre Besetzung durch Herrn von Goldammer beständen keine Bedenken. Anfang April 1888 benachrichtigte das Reichspostamt das General Post Office in London, welche  die Postangelegen-heiten der Kapkolonie regelte, dass in Otyimbingue eine Postagentur eingerichtet werden würde. Die Ver-bindung sollte zwischen Kapstadt und Walfischbai durch das Segelschiff "Louis Alfred" hergestellt werden, dass alle zwei Monate einmal verkehren würde. Ein Handelsagent holte die Briefpost vom Schiff ab oder brachte die Post an Bord. Zwischen Walfischbai und Otyimbingue wurden Briefposten der Kolonialgesell-schaft eingerichtet.

So kam es am 7. Juli 1888 zu ersten  Eröffnung einer Postagentur in Otyimbingue in Deutsch-Südwestafrika. Postagent wurde der Polizeimeister von Goldammer. Es galten die Gebührensätze des Weltpostvereins, z.B. Briefe je 15g 20 Pfennig und Postkarten 10 Pfennig. Infolge von ausbrechenden Unruhen musste die Postagentur  Otyimbingue mehrmals vorübergehend verlegt werden.

 Postkarre auf dem Bayweg Ansichtskarte: Postkarre auf dem Bayweg [1]

 

Postverbindungen Windhoek – Swakopmund

Postboote

Für die Strecke zwischen Windhoek und Swakopmund wurde ein   Botenposten zu Fuß eingerichtet. Die ca. 300 km Route verlief auf   dem sogenannten "alten Baiweg" von Windhoek – Brackwater – Daviddraai – Groß Barmen – Klein Barmen – Otyimbingue – Walfischbai. Die Bergdamaras als Boten der Kolonialgesellschaft waren sehr zuverlässig und im allgemeinen pünktlich, obwohl die Briefbeutel bis zu 17 kg wogen. Versuche einer Botenpost zu Pferde, die größere Briefbeutel befördern konnten, schlugen wegen der in der Regenzeit auftretenden "Pferdesterbe" und anderen Ursachen eben- so fehl wie die mit der Postbeförderung durch Pferdekarren. Dann versuchte man es mit Reitochsen, die größere Lasten als die Pferde tragen konnten. Aber auch mit Kamelen und Dromedaren als Posttiere hielt sich der Erfolg in Grenzen und Anfang 1893 berichtete die    Postagentur Windhoek, dass die Versuche mit Kamelen zur Postbeförderung aufgegeben worden seien. Die Beförderung durch diese Tiere dauerte 13 Tage von Windhoek nach Walfischbai und 12 Tage für den Rückweg, während Fußboten nur 11 ½ Tage für den Hinweg und 12 Tage für den Rückweg benötigten. Erst 14 Jahre später ver-  wendete man Kamele in der Kalahari zur Postbeförderung, als der    Schutztruppe eine Kamelreiterkompagnie und ein Kamelgestüt in Gochas mit ausgezeichnetem Wärterpersonal zur Verfügung stand. Als Landeshauptmann Leutwein später Esel einführte, wurden auch diese als Reit- oder Karrentiere für Postzwecke verwendet, ebenso erwiesen sich Maulesel und Maultiere als brauchbar.

 

In Walfischbai angekommene Pakete beförderte man mit Frachtwagen ins Landinnere. Sie erreichten Windhoek oft erst 6 – 7 Wochen nach dem Eintreffen in Walfischbai.

 

1892 eingereichte Anträge, weitere Postdienststellen zu eröffnen, wurden  mit  der Begründung abgelehnt, dass erst wieder Ruhe und Sicherheit in ausreichendem Maße zwischen den Hottentotten und den Hereros hergestellt werden müsste. Der Postagent Junker hatte bei der Schutztruppe berittene Begleitmannschaften für die Post beantragt, die aber vom Landeshauptmann von Francois nicht gestellt werden konnten.

 

Postverbindung im Süden

 

Die Postversorgung im Süden des Schutzgebietes war damals sehr mangelhaft. Es fehlten regelmäßige Botenposten zwischen Lüderitzbucht und Keetmanshoop, da die schwierigen Verhältnisse durch Dünen und Wüste dies nicht zuließen. Die Post wurde unregelmäßig durch Militärpatrouillen, Boten und Karren  befördert. Erst später gelang es eine Botenpost zu errichten. Die Bewohner von Keetmanshoop und Umgebung erhielten ihre Briefe durch Boten der Missionsstationen Keetmanshoop, Warmbad und Bethanien, die gelegentlich ihre Post vom englischen Postamt in Steinkopf abholten. Zwischen Port Nolloth und Kapstadt verkehrten unregelmäßig englische Dampfer, um die in Ookiep gewonnenen Erze abzuholen. Die Missionsboten von Keetmanshoop hatten bis zur deutsch-englischen Grenze in Ramansdrift etwa 375 Kilometer und von dort bis Steinkopf noch etwa 75 Kilometer zurückzulegen, was einer Gesamtleistung von rund 900 Kilometer entspricht.

Die Postverbindung besserte sich erst, als in Keetmanshoop und in Warmbad Ende 1895 Postdienststellen und damit regelmäßige Postenbotengänge  zwischen diesen Orten sowie  vermehrten Schiffsverbindungen mit  Deutschland entstanden.

Quelle: Schmidt, W. und Werner, Hans:

Geschichte der Deutschen Post in den Kolonien und im Ausland, Reprint Melchior Verlag, 2015